The statement of the trans*allie group trans*friends, read at the plenum on saturday, 16.07.16. – here to read up.
Englisch Version below
///////////////////////////////////////
Das Statement der Trans*Unterstützer_innen-Inititive Trans*Friends, gelesen am Plenum am Samstag, den 16.07.16 – hier für alle zum Nachlesen.
Anmerkung: In dem folgenden Text wird nur von cis und trans* Menschen gesprochen, die Verfasser*innen des Textes haben aber vor dem Verlesen darauf aufmerksam gemacht, dass die Forderungen auch für inter* Menschen gelten.
Wir sind eine Gruppe von trans*- und cis-Menschen, die sich an der Trans*feindlichkeit auf dem Femwo stören. Als wir die Ankündigung des Femwo gelesen haben, haben wir uns auf ein trans*offenes Wochenende gefreut und sind vielleicht auch deshalb hierhergekommen.
Leider gab es in den Plena mehrere transphobe Äußerungen. Für uns war es kein Problem, dass Menschen Unwissenheit oder Unsicherheit in Bezug auf Trans* gezeigt haben, sondern die offene Ablehnung von trans* Menschen und die fehlende Bereitschaft von allen sich damit auseinanderzusetzen.
Dadurch gab es keinen Platz für die Bedürfnisse von trans* Menschen.
Wir sind hier an einem Ort mit Frauen-Lesben-Trans*- und Inter* (FLTI*-) Menschen, an dem cis Frauen in der Mehrheit sind. Vor diesem Hintergrund erscheint es uns unverständlich, dass das Thema Trans*offenheit hinter anderen Themen wie Kapitalismuskritik oder Klassenkampf hinten angestellt werden soll. Erst recht, wenn es auf einem feministischen Camp zu Transfeindlichkeit kommt. Uns ärgert es, dass die selben Kämpfe die Frauen für feministische Räume führen mussten und müssen, wir jetzt in einer feministischen Szene für trans*inklusive Räume führen müssen. Ein FLTI* Raum, so wie er auf dem Femwo geschaffen werden sollte, ist etwas anderes als ein Frauenraum.
Der Ausschluss von Trans*Personen schafft strukturelle Unterschiede zwischen den Teilnehmenden. Das ist diskriminierend. In einem trans*inklusiven Raum, wie in jedem politischen Raum, ist es nicht okay, auch nur für einen Moment, jegliche unterdrückte Minderheit wie z.B. trans*maskuline Menschen auszuschließen. Die einzige Legitimation für einen geschlossenen Raum haben diese unterdrückte Minderheiten. Es wäre also beispielsweise okay, auf der Femwo einen Workshop oder Rau nur für Trans*Personen, POC,… anzubieten. Wir wollen ja auch nicht, dass es in jedem autonomen Raum einen Cis-Männer Raum gibt!
Trans*sein ist eine Identität und keine Rolle. Deshalb kann diese auch nicht für einen Workshop „abgelegt“ werden und ist auch kein intellektuelles Konstrukt.
Die Definition von Trans*Männlichkeit und Trans*Weiblichkeit schien im Plenum unklar, dies macht das Femwo nicht nur für trans*maskuline, sondern auch für trans*feminine Menschen zu einem unsicheren Ort.
Durch das Argument der Sozialisation wurde Gewalt gegen trans*feminine Personen reproduziert.
Dazu kam es durch das Verständnis von Sozialisation, das vorgebracht wurde.
Nur weil eine Person sich als trans* Frau identifiziert, heißt das nicht, dass sie als Junge aufgewachsen ist. Solche pauschalen Zuschreibungen produzieren Ausschlüsse.
Nur weil eine Person männlich aufgewachsen ist, heißt das nicht, dass sie dominant ist. So etwas zu behaupten, verdeckt die vielfältigen Unterdrückungsmechanismen mit denen Frauen mit trans*-Erfahrung täglich konfrontiert sind.Wir stellen uns gegen Zuschreibungen und automatische Annahmen über die Situation von trans* Personen, weil diese eine Form von Fremdbestimmung darstellen.
Es gab ein Selbstverständnis und einen Konsens von Trans*inklusivität an der Femwo. Dieser wurde offensichtlich nicht von allen Teilnehmenden geteilt. Deswegen haben wir uns Strategien überlegt, wie wir zukünftig diskriminierungsarme feministische Räume zusammen gestalten können:
– Eine Awareness-Gruppe, d.h. Personen, die ansprechbar sind und stellvertretend auf z.B. transphobes Verhalten aufmerksam machen und erklären.
– Einen Safer Space, d.h. einen selbstorganisierten und sicheren Raum von und für Trans*Personen zu schaffen.
– Eine konsequente Umsetzung des Awarenesskonzepts, d.h. dass in den Plena auf den Awarenessflyer eingegangen wird, sowie Inhalte wie zum Beispiel das „Trans*Ally“-Plakat besprochen werden.
– Dass Workshopinhalte und -leitende für mögliche Diskriminierungen sensibilisiert werden.
– Einen Konsens in der Orgagruppe, bezüglich propagierter Offenheit.
– Wenn es keine andere Lösungsmöglichkeiten gibt, können Personen die sich diskriminierend verhalten vom Wochenende ausgeschlossen werden, bevor diejenigen gehen, welche diskriminiert werden.
Vorgelesen auf dem Plenum am 16. Juli 2016 auf der Femwo bei Zürich
//////////////////////////////////////////
English Version
Note: In the following text we speak about cis- and trans*people. However, the writers* of this text made clear before reading the text, that the demands also count for inter*people.
We are a group of trans*- and cis-persons who have a problem with transphobia at the Femwo. When we read the announcement for the weekend, we were looking forward to a transfriendly feminist event, and maybe that’s also why we came here. Unfortunately there were several transphobic statements in the plenaries. For us, the problem was not that some people didn’t know a lot about trans* or felt insecure about the topic, but the open rejection of trans*people and the lack of shared readiness to confront oneself with trans* issues. There was thus no room for the expression of trans*people’s needs.
We are in a space with women, lesbians, inter* and trans* people, where cis-women are a majority. In this context, it is incomprehensible for us, that the subject o trans-openness is pushed back behind other issues like criticism of capitalism and class war, especially when there is transphobia on a feminist camp. We are pissed off, that we have to have the same struggle that women have to fight in the leftist scene. A FLTI* space, as it should be created at the Femwo, isn’t the same than a womens space.The exclusion of trans*people creates structural differences between the participants: this is discrimination. In a trans*-inclusive space, as in any political space, it’s not okay to exclude, even for a moment, some oppressed minorities, as for example trans*masculine people. The only „closed mixity types“ we should accept are the ones made by and for oppressed minorities. For example, it would be ok to have a workshop or space in the Femwo for trans* or POC. We wouldn’t want a men only space in every place in the leftist scene, would we?
Being trans is not a role but an identity. That’s why it can’t be „taken off“ for the time of a workshop, and it’s not an „intellectual concept“. The definition of trans*masculinity and trans*femininity seemed to be unclear during the plenary, which contributed in making the Femwo an unsafe place, not only for trans*masculine, but also for trans*feminine people.
Then the argument of socialisation was used. Just because a person identifies as a trans*woman, doesn’t mean they grew up as a boy. Such linear assumptions cause exclusion. Just because a person has been socialised as a man doesn’t mean that they are dominant. Such statements ignore the many opressive mechanisms that trans*women are confronted with on a daily basis. We are against such automatic assumptions and the attributions in such situations and at all, as it assumes someone’s identity rather than allowing the person to identify themselves.
There was a text for the weekend and a consensus of trans*inclusion for the Femwo. These were obviously not shared by all participants. As we mentioned before. That’s why we thought of strategies to create some less disciminating feminist spaces:
– Awareness Group → People who are approachable and can make aware of (for example) transphobic behaviour and clarify why
– Safer Space → create a self-organised and safer space for trans*people
– a concrete and practical use of the awareness-concept, which means referring to the flyer in the plenary and also the contents of the trans*-ally-poster for example
– prepare and make aware to workshop leaders and check contents of workshops for possible discrimination before the Femwo takes place
– a concensus in the orga group concerning openness
– if there is no other solution, we may exclude those people, that have discriminated others, before those that have been discriminated against take a stance and leave.
– we would also wish for the orga group and all participants to put these strategies into practice
This text was read out on the plenary on 16th July 2016 on the Femwo near Zürich.